Der Weg zur Kita
- Ina Buchwald
- 26. Jan. 2024
- 5 Min. Lesezeit
Ein brisantes Thema, das ich vor der Geburt meiner Tochter etwas unterschätzt habe. Ja, ich befinde mich gerade mitten in der Eingewöhnung, und meine Tochter wird ab ihrem ersten Lebensjahr regelmäßig in die Fremdbetreuung gehen.
Ich werde Teilzeit in meinem Job arbeiten, den ich vor der Geburt ausgeübt habe.
Wie kam ich zu dieser Entscheidung?
Hier muss ich etwas weiter ausholen.
Als ich schwanger war, haben wir uns natürlich Gedanken gemacht, wie lange ich nicht arbeiten werde und wann ich wieder starte.
Von Anfang an war es mir wichtig, alles so offen zu halten wie möglich, da ich natürlich wusste, dass ich nicht weiß, wie es mit unserem Nachwuchs wird.
Deswegen habe ich mich entschieden, offiziell 2 Jahre Elternzeit einzureichen, mit dem Hinweis, dass ich mir vorstellen könnte, schon früher in Teilzeit wieder zu starten. Das war die Ausgangslage.
Klar war, dass wenn ich wieder arbeite, benötigen wir Unterstützung in der Betreuung. Egal ob Teilzeit oder nicht. Denn die Eltern meines Mannes leben nicht in der Nähe, und meine arbeiten noch und sind somit noch keine Rentner. Da unsere Tochter Anfang des Jahres geboren ist, war das eine knifflige Situation mit der Kita-Anmeldung. Kitastart ist immer offiziell im August. Die Bewerbungen gehen im Oktober im Jahr davor los. Somit waren wir schon in der Schwangerschaft gezwungen, folgendes zu entscheiden.
Es gab zwei Möglichkeiten:
1. Wir melden sie für August 2023 an. Das würde bedeuten, dass sie dann erst 6 Monate ist. Dann zu starten war keine Option für uns. Aber es bestand die Möglichkeit sich dann anzumelden und später zu beginnen. Der Nachteil hierbei ist, dass man trotzdem ab August zahlen muss. Egal ob man Monate später startet.
2. Wir melden sie für August 2024 an. Das würde bedeuten, dass sie frühestens mit 1,5 Jahren in die Kita gehen würde.
Auf den ersten Blick hört sich die zweite Variante entspannter an.
Ich nehme es schon mal voraus.
Ich habe mich aber für Variante 1 entschieden, und das hatte 3 prägnante Gründe:

Flexibilität:
Mir war es extrem wichtig, super flexibel in meinen Entscheidungen während der Elternzeit zu sein. Man weiß ja gar nicht, was einen erwartet. Wie wird mein Kind sein? Wie werde ich als Mutter sein? Was kann alles in einem Jahr passieren? Bei Variante 2 hätte ich auf gar keinen Fall früher schon starten können, auch wenn mir der perfekte Job vielleicht vorher angeboten und mit der Familie gut händelbar gewesen wäre. Das Gefühl hat mir gar nicht gefallen.
Finanzen:
Zudem ist es natürlich auch ein finanzieller Faktor. Die Thematik rund um das Elterngeld ist äußerst komplex und in sich bereits eine Herausforderung. Aber Fakt ist, dass man 12 Monate die volle Elterngeldsumme erhält. Was man machen kann ist, es zu strecken auf mehr als 12 Monate. Beispiel: man macht 2 Jahre Elternzeit und möchte das Elterngeld 24 Monate ausgezahlt bekommen. Dann würde man jeden Monat die Hälfte des zustehenden Betrages erhalten. Ich habe mich aber wohler gefühlt, das volle Elterngeld direkt zu erhalten und habe es die ersten 12 Monate bekommen. Bei Variante 2 hätte es bedeutet, dass ich mehr als ein halbes Jahr gar kein Einkommen gehabt hätte.
Job fit:
Ich liebe meinen Job und habe immer gerne gearbeitet. Es war natürlich nicht in Stein gemeißelt, aber ich wusste, dass genau ein Jahr später ein Job verfügbar ist, der perfekt zu mir passen würde und auch mit meinem neuen Familienleben machbar wäre.
Aus diesen Gründen haben wir unsere Tochter schon in der Kita angemeldet, obwohl sie noch gar nicht auf der Welt war. Das war ein sehr komisches Gefühl, kann ich euch sagen.
Wie oben schon angedeutet, war es dann der Fall, dass wir die vollen Kita-Gebühren schon ab August an die Stadt zahlen mussten, obwohl unsere Tochter noch nicht gestartet ist. Man konnte auch null diskutieren, denn Kita-Plätze sind so extrem rar. Es würden immer Eltern gefunden werden, die ab August zahlen würden.
Das war somit lange unser Status quo. Immer mit dem Gedanken, wahrscheinlich starte ich, wenn die Kleine 1 Jahr ist, aber trotzdem ist noch alles offen.
You never know.
Als die Kleine dann geboren ist, ist wirklich vieles anders gekommen, als ich es mir vorgestellt habe.
- Ich dachte, es wäre gar kein Problem ab 6 Wochen zu stillen und die Flasche zu geben.
- Ich dachte, sie wird bestimmt den Schnuller zur Beruhigung nehmen.
- Ich dachte, ich würde nach 6 Monaten wieder abends hin und wieder ausgehen und trainieren gehen.
- Ich dachte, sie wird immer schön alleine in ihrem Beistellbett schlafen.
- Ich dachte einfach, ich werde so eine coole Mama, die natürlich ihre Tochter über alles lieben wird, aber auch ihre Vorstellungen durchziehen wird. Und es ist wirklich alles andere gekommen…
Ich stille noch, und meine Tochter kennt gar keine Nuckelflasche und wird diese auch nicht mehr kennenlernen. Sie nutzt keinen Schnuller, sie schläft im Familienbett und findet meistens durch Einschlafstillen in den Schlaf. Es ist anders, aber ich liebe es so und würde es auch nicht anders machen wollen. Ich habe einfach alles intuitiv gemacht und so gehandelt, dass meine Tochter und ich glücklich sind.
Wenn man das so hört, denkt man… oh Gott Ina, das wird doch nie mit der Kita klappen. Warum hast du dich nicht umentschieden und doch länger Elternzeit gemacht? Oder wenigstens vorher abgestillt? Ich bin ehrlich… Manchmal kommen mir auch diese Gedanken, und ich bin verunsichert.
Aber ich gehe mit folgender Einstellung in diesen neuen Lebensabschnitt und weiß, dass es so klappen wird:
Vertrauen:
Im letzten Jahr habe ich viel intuitiv entschieden, und genau das hat sich richtig angefühlt. Intuition und Vertrauen gehen Hand in Hand, und ich vertraue darauf, dass unser Weg funktionieren wird. Ich möchte nicht gegen meine Intuition handeln und extra wegen der Kita abstillen, nur weil es auf den ersten Blick einfacher wirkt. Das Stillen gibt mir gerade Halt, da ich meiner Tochter nach der Kita viel Liebe und Körperkontakt schenken kann.
Job fit:
Ich starte mit einem Job, den ich liebe, kann in Teilzeit arbeiten und ohne neue Einarbeitung beginnen.
Finanzen:
Ich habe keinen Monat ohne Gehalt und muss nicht auf das Ersparte zurückgreifen.
Me time:
Ich kann mir bewusste Stunden nur für mich gönnen. Vor allem Sport hat für mich Priorität, da er mich ausgleicht und glücklich macht.
In diesem neuen Lebensabschnitt freue ich mich darauf, meinen Weg mit Vertrauen und Liebe zu gehen. Die Entscheidungen, die wir vor der Geburt getroffen haben, mögen auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheinen, aber sie spiegeln unsere individuellen Bedürfnisse wider.
Ich bin entschlossen, meiner Intuition zu folgen und die Fremdbetreuung meiner Tochter mit Liebe und Körperkontakt zu begleiten.
Mit einem Job, der perfekt zu mir passt, finanzieller Sicherheit und bewusster "Me time" starte ich in diese neue Phase.
Jeder Weg ist einzigartig, und ich bin bereit, die Herausforderungen mit Gelassenheit anzunehmen – im Vertrauen darauf, dass unser Weg schön wird.
Es erfüllt mein Herz mit Vorfreude, wenn ich daran denke, wie unsere Tochter es kaum erwarten kann, in die Kita zu gehen, um mit ihren Freunden zu spielen und mit den Erziehern besondere Momente zu erleben. Die Vorstellung, sie voller Freude von der Kita abzuholen, in meine Arme rennen zu sehen, und dann gemeinsam wundervolle und innige Stunden zu verbringen, lässt mich bereits jetzt voller Glücksempfinden sein.
Eure Ina




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